6. Türchen: Teilbar

Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, dass sie sie ihnen austeilten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.

Markus 6, 41

Heute wird ausgeteilt. Wir feiern den heiligen Nikolaus. Immer noch, auch wir Evangelischen. Dabei war es schon den Reformatoren ein Anliegen, die Heiligenverehrung abzustellen und sich dem zuzuwenden, der das Heil bringt: Christus.
Und das ist gut so. Immerhin ist Geben seliger als Nehmen und mit (Um-)Verteilung der Güter haben auch sonst eher religions- bzw. kirchenkritische Zeitgenoss*innen kein Problem.

Und sich den Armen und Benachteiligten zuzuwenden war immer schon Bestandteil christlicher Existenz. Aber auch, dass man sich mit den Nehmern gut gestellt hat. Mit denen, die genommen haben und so schließlich zu Habenden, zu Besitzenden und ein bisschen auch zu Gebenden geworden sind. Denen zugewandt, die meinen, dass sich Leistung wieder lohnen soll und die im Kapital ein scheues Reh sehen, dass um keinen Preis (sic!) vertrieben werden darf. Denn, wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es wem gut? Richtig: Der Wirtschaft!

Jesus ist gut im Austeilen. Er macht was daraus, aus dem bisschen Fisch und Brot. Aber das Eigentliche ist, dass zuvor er zum Himmel aufgesehen hat.

Man muss nicht besonders fromm sein, um dankbar zu sein für das was man hat. Man muss auch nicht besonders fromm sein, um sich für diejenigen einzusetzen, die weniger haben. Man muss nicht einmal besonders fromm sein, um zu erkennen, dass das, was man hat, nicht auf Fleiß, Anstand, Sparwillen, Leistung und sonst was beruht, sondern auf glückliche Umstände. Segen, sage ich dazu. Aber ich bin auch fromm.


Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron