7. Türchen: Relevant

Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und viel Freimut im Glauben an Christus Jesus.

1. Timotheus 3, 13 (LUT)

Wenn ich mich in der Kirche so umhöre, so scheint „uns“ seit dem ersten Lockdown ein großes Thema umzutreiben: Dass wir keinen Kontakt mehr zu unseren Gemeindegliedern haben, dass wir die Menschen nicht mehr gut erreichen. Und wie so oft haben wir uns in einen Aktionismus treiben lassen. Kaum eine Pfarrgemeinde, kaum eine Kollegin, ein Kollege, die bzw. der nicht einen „Channel“ betreibt, um bei den Menschen zu sein. Wirklich oder vermutet, das spielt dabei keine große Rolle.

Ja, die Corona-Situation hat viele von uns in eine Krise gestoßen. In eine Krise des Bedeutungsverlustes. Als ob vor Corona unser Tun und Lassen systemrelevant gewesen wäre. Nein, außerhalb unserer sog. Echo-Räume spielt das meiste von dem, was wir so treiben, keine Rolle. Das kann man bedauern oder auch nicht. Corona hat vielleicht nur die Ränder von „drinnen“ und „draußen“ deutlicher werden lassen.

Mit Aktionismus werden wir die Krisen nicht bewältigen. Weder die der eigenen vermeintlichen Bedeutungslosigkeit noch die vermutete Sinn-Krise der Menschen da „draußen“. Vermutet, weil die Sinn-Krisen der Menschen vielleicht anderer Natur sind, als wir vermuten. Weil wir – also wir „drinnen“ – viel mehr Bedeutung haben, als wir manchmal zu erkennen glauben.

Weil Menschen unsere Angebote nicht nutzen, weil sie nicht sonntäglich zum Gottesdienst kommen und was auch immer nicht tun, heißt das noch lange nicht, dass wir ohne Bedeutung wären.

Weil wir (Kirche, Pfarrer*innen, usw.) zwar nicht systemrelevant sind, aber existenzrelevant. Und das spüren die Menschen, die es mit uns zu tun bekommen – oder sie spüren es eben nicht. Dazu müssen wir unseren Dienst gut versehen. Wir, damit meine ich uns alle. Und was bedeutet gut? Was Ihr den Geringsten meiner Brüder (und Schwestern) getan habt, das habt Ihr mir getan, so sagt es Jesus (Mt 25,40).

Mehr Relevanz in meinem Tun und Lassen kann ich mir nicht vorstellen.


Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron