Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Johannes 1,5
Kennen Sie die Frucade-Werbung im Fernsehen? Von der Frucht, die nicht zu fassen ist? Wenn nicht, lesen Sie trotzdem weiter. Oder Licht ins Dunkel? Das ist seit 1973 fixer Bestandteil des Advents im ORF. „Nicht ins Dunkel“, so hat der ehemalige Politiker Franz-Joseph Huainigg seine Initiative genannt, in der er sich dafür einsetzte, dass Menschen mit Behinderung nicht als Mitleidsobjekte betrachtet werden. Stattdessen forderte er bessere gesellschaftliche Integration.
Licht ins Dunkel, das umreiße ich einmal so: Das Licht gibt und die Finsternis nimmt. Wer auch immer gesellschaftlich der Lichtbringer (lat. Luzifer) und wer der Empfänger sein mag. Und die Richtung stimmt (Zitat nicht von mir!) auch immer: Von oben nach unten.
Dagegen lese ich den Vers aus dem sog. Johannesprolog heute einmal anders: Die Finsternis kann es nicht fassen, dieses Licht. Nicht weil es zu behindert ist oder zu böse. Nein, weil es das Licht schlicht nicht fassen kann. Es ist einfach zu groß und zu großartig. Es geht nicht hinein.
Außer, es macht sich klein. Wenn das Licht sich beschränkt, dann geht sich das aus. Wenn also Johannes von Jesus als diesem Licht spricht, so kann ich das auch so verstehen, dass Gott seine Herrlichkeit in Jesus konzentriert, damit sein Licht hier scheinen kann.
Und für die Logiker*innen: Wie sollte die Finsternis Finsternis bleiben, wenn sie das Licht fassen könnte, aber davon spricht ja schon Ps 139,12: Finsternis ist wie das Licht.
Warum sollen wir uns klein machen, kleiner als wir sind? Warum sollen wir uns behindern lassen, warum sollen wir uns zwingen lassen wozu auch immer, warum sollen wir gehorsam lernen und buckeln, wenn wir frei leben können, weil wir befreit sind. Von dem, der sich so klein gemacht hat. Weil er so unendlich groß ist, dass wir es nicht fassen können. Dazu müssen wir nicht einmal fernsehen, weil er nah ist.
Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron