Wohl dem, dem die Übertretungen vergeben sind, dem die Sünde bedeckt ist!
Psalm 32, 1+2
Wohl dem Menschen, dem der HERR die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Falsch ist!
Gestern habe ich von einem Menschen erfahren, dass er kein Heiliger aber auch kein Verbrecher sei. Ob diese Einschätzung stimmt, wird von der Justiz zu klären sein, wenigstens der zweite Teil, von ersterem haben etwas eigenartige Szenen einer freikirchlichen Großveranstaltung Spuren in meinem Gedächtnis hinterlassen.
Ich gebe es offen zu: Ich bin beides. Ich stelle mich nicht außerhalb des umfassenden Heilshandelns Gottes. Und stelle mich in die lutherische Tradition: simul iustus et peccator, gerecht und Sünder zugleich. Und das allein durch Gottes Gnade.
Aber billig gibt es die Gnade nicht. Denn der Unterschied zwischen Heiligen und Sündern (Heuchlern) wird nicht einfach weggezaubert, sondern Gnade entfaltet ihre Wirkung nur, wenn der oder die Heilige die eigene Sünde erkennt. Mit anderen Worten: Wenn wir uns mit Gottes Augen anschauen. Es ist nicht unser Verdienst, sondern bleibt Geschenk. Aber ohne dieses Geschenk bleiben wir allein mit uns, bleiben ohne Gott. Und so passt die Rechtfertigung Gottes auch gut in ein Türchen des Adventkalenders. Und Heuchler? So nennt Luther jene, die nur in ihrer eigenen Wahrnehmung gerecht sind. Lassen Sie uns nicht dazugehören!
Herzlichst,
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron
P.S.: Auch ein Luther-Zitat will ich heute dazu reichen:
Gott will, dass die Gottlosen und Heuchler durchs Gesetz gedämpft, gedrückt und beschwert werden, auf dass sie, gedemütigt, erkennen und sehen, dass sie genug zu tun haben. Das Evangelium aber ist eine Lehre, die gehöret allein für die armen, betrübten und geängstigten Gewissen.
Martin Luther, Tischreden