Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen.
Psalm 103, 2-3
Eine Frage, die eine Tür öffnet – nicht in die Vergangenheit selbst, sondern in ein inneres Bild davon. Nostalgie: Ein Sehnen nach einer Zeit, die es so vielleicht nie gegeben hat, ein warmer Schleier über rauen Kanten, ein Rückblick mit goldenem Rahmen.
Manchmal reicht ein Geruch – frisch gebackenes Brot, feuchte Erde nach Sommerregen – und schon ist man wieder Kind, barfuß auf dem Rasen, mit aufgeschlagenen Knien und einer grenzenlosen Welt vor sich. Oder ein Lied aus Jugendtagen erklingt und holt ganze Lebensphasen zurück: erste Liebe, erstes Scheitern, das Gefühl, alles sei möglich.
Nostalgie, das ist keine Flucht, sondern Ausdruck von Verbundenheit. Wer zurückschaut, sucht weniger das Gestern als das Gefühl von Heimat. In einer Zeit, in der alles sich wandelt, gibt die Erinnerung Halt. Aber sie täuscht auch. Nicht alles war besser, nur weil es vergangen ist. Der nostalgische Blick, er romantisiert, vergisst die Mühen und überzeichnet das Glück.
Und doch: Wir brauchen die Nostalgie. Nicht als Maßstab, sondern als Erinnerung daran, woher wir kommen. „Weißt du noch?“ – dieser Satz schafft Gemeinschaft. Er verbindet Generationen, wenn Großeltern von der Kindheit erzählen, wenn Freunde in alten Geschichten schwelgen, wenn wir uns selbst ein Lächeln entlocken beim Gedanken an früher.
So kann Nostalgie zur Dankbarkeit führen. Für das, was war – und für das, was geblieben ist: ein Lied, ein Duft, ein Lächeln.
Der Psalmist geht in seiner Erinnerung noch weiter. Er weiß, dass er alles in seinem Leben Gott verdankt, und das lässt ihn Gott loben und fröhlich sein.
Ich wünsche mir und Ihnen einen „Sommer, wie er früher einmal war“ und fröhliche Erinnerungen.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron