Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.
Jesaja 40,31a
Es ist ein alter Traum, wenn nicht sogar der älteste überhaupt: Der Traum vom Fliegen. So oft wurde aber aus dem Traum ein Albtraum, wie die Geschichte von Ikarus zeigt. Heute würden wir in Anlehnung an den alpinen Flugsport von Materialermüdung sprechen, die dem Sohn des Daidalos einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.
Dass es vom Material allein nicht abhängt oder vom Gewicht oder der Bauart allgemein, beweist die pummelige Hummel. Dass sie aeronautisch eigentlich nicht flugfähig wäre, das sog. Hummel-Paradoxon, ist längst widerlegt, aber es hält sich seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts hartnäckig bis heute. Dabei bewegen die Tiere ihre Flügel 200-mal pro Sekunde kreisförmig und erzeugen dadurch einen tornadoartigen Luftwirbel (Tornado-Effekt).
Auch wenn wir Menschen uns den Traum vom Fliegen längst erfüllt haben und damit – wie so oft in der Geschichte vom sog. Fortschritt – neue Probleme geschaffen haben, ein Traum ist er für viele geblieben: Der Aufstieg.
So ist auch der Absturz von Ikarus nicht als Resultat falscher Materialentscheidung interpretiert worden, sondern als Strafe seiner Überheblichkeit. Es ist die Geschichte von Absturz und Tod des Übermütigen als Strafe der Götter für seinen unverschämten Griff nach der Sonne.
Was ist aus unseren Träumen geworden? Sind sie etwa abgestürzt oder hat uns das Leben mit der Realität „bestraft“? Wollen wir nur träumen von einer guten Zukunft oder wollen wir uns auch dafür einsetzen?
Derzeit scheinen die Ängste und Sorgen zu überwiegen, dabei ist das Wort des Propheten Jesaja heute so aktuell wie eh und je. Lassen wir uns nicht von Angst nach unten ziehen, sondern von Hoffnung beflügeln. Denn wir haben einen Gott, der uns nicht dafür bestraft, wenn wir unser Potential entfalten.
Gebe Gott uns die Kraft dazu – in der Arbeit oder auch im Urlaub.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron