Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Johannes 12,24
Was muss nicht alles sterben, damit Leben möglich ist. Keine Angst, ich will Sie heute nicht vom Sinn eines veganen oder zumindest vegetarischen Lebensstils überzeugen – auch wenn er sicher gesünder ist, als jeden Tag Fleisch zu essen. Auch will ich Sie nicht dazu überreden, Ihrem Leben ein Ende zu setzen – aus welchen Gründen auch immer; es gibt zu viele Gründe zu leben.
Was ich aber mich und Sie fragen will: Was säen wir eigentlich aus? Zunächst mit unserem Lebensstil, der ja sattsam bekannt in der Fastenzeit auf der Waagschale liegt – nur um am Ende der Karwoche wieder wohlfeil aufgenommen werden zu können. Was dient dem Leben (aller)? Haben wir nicht auch den Grundsatz verinnerlicht, dass „gerecht ist, was mir nützt und nicht dem anderen“? Was säen wir aus? Wenn die böse Saat des beschönigend „schlechte Zeit“ genannten Nationalsozialismus ungestraft weiter gesät werden darf, werden wir bald ernten (müssen), was (andere) säen. Schön, dass es immer wieder Menschen gibt, die eine andere Saat säen, wie etwa Michael Köhlmeier.
Das Weizenkorn braucht immer auch jemanden, der es aussät und mit allem Nötigen versorgt; der geduldig darauf wartet, dass es wächst. Jemand, der es pflegt und behütet, bis es zu einer Ähre herangewachsen ist. Bin ich bereit, mich für andere einzusetzen, damit auch ihr Weizenkorn wachsen kann? Und: Was brauche ich selbst für ein gutes Leben?
Was muss nicht alles sterben, damit Leben möglich ist. Vielleicht sind es zu allererst unsere Gewohnheiten und die Art, wie wir unser Leben führen. Ostern ist dann nicht einfach das Ende der Fastenzeit, sondern der neue Morgen, der aufgeht, wenn das Alte vergangen ist: Siehe ich mache alles neu!.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron