Das Gute wollen, das Böse wählen

Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
Römerbrief 7, 19

Eigentlich könnte das Leben so einfach sein: Man erkennt, was gut ist, und handelt danach. Die Lebenserfahrung zeigt, dass es so einfach nicht ist. Der Apostel Paulus bringt es auf den Punkt: Oft tut man genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich für richtig hält. Man wählt das Böse, obgleich man das Gute will. Da hilft es manchmal, einen ehrlichen Blick in sich hinein zu riskieren, zurück zu schauen in die eigene Vergangenheit. Vielleicht wähle ich meine Vorsätze realistischer oder muss mir nicht vormachen, morgen »alles anders« machen zu können.

Am Sonntag haben wir wieder die Wahl. Was wählen Sie? Lassen Sie sich auch einlullen von den diversen Wahlzuckerln und -versprechen? Wenn es so einfach wäre, wie so manche Partei es uns weismachen will. Wie im Leben hilft beim Blick nach vorn manchmal ein Blick zurück. Dann fällt es mir schwer, alles zu glauben, was mir da ins Blaue hinein versprochen wird. Und genauso hilft ein Blick hinein: Man sollte doch meinen, dass die Grundsätze einer wahlwerbenden Partei in einem Programm festgehalten (und weitergeschrieben) werden. Und auch scheint alles einfach zu sein:

  • Wir schützen die Familie, wenn wir gleichgeschlechtliche Partnerschaften diskriminieren,
  • wir schützen die Heimat, wenn wir den Islam kriminalisieren,
  • wir werden zu Mittätern, wenn wir uns für Asylwerber/innen einsetzen.

Es könnte so einfach sein: Ein JA ist Zustimmung zu dem, wofür es steht – kein NEIN gegen irgendetwas anderes. Lesen Sie einmal nach in den Programmen, wofür Sie Ihr JA setzen. Vielleicht müssen Sie vieles in Kauf nehmen, was Sie so gar nicht befürworten.

Die gute Nachricht zum Schluss: Es ist so einfach! Auch wenn wir gut abwägen können und sollen, Gott ist anders. Er hat sein JA längst abgegeben. Sein Kreuz hat er gesetzt und uns gewählt, ganz egal, welche Versprechungen wir vollmundig abgegeben und kleinlaut nicht eingehalten haben. Er befürwortet uns und hat dafür viel in Kauf genommen.

Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron