Dann wird alle Welt sehen, wie Gott die Rettung bringt.
Lukas 3,6 (GNB)
Nach dem gestrigen Tag darf ich das heutige Türchen einem Jesuiten widmen. Einem, der sich mit ganzem Herzen für andere eingesetzt hat, für die Not der Arbeiter*innen und letztlich seinen Widerstand gegen die Nazis mit seinem Leben bezahlt hat. Einem, der eine adventliche Existenz geführt hat: Alfred Delp SJ.
Was der Mensch um seiner selbst willen am nötigsten braucht, das kann er sich nicht selbst geben, so seine Überzeugung. Um eine Ahnung von Advent zu bekommen, braucht es das „erschütterte Erwachen“. Damit meint er, dass die menschliche Bedürftigkeit nicht klein- oder schöngeredet wird, sondern in seiner Schärfe wahrnimmt: „Advent ist einmal eine Zeit der Erschütterung, in der der Mensch wach werden soll zu sich selbst. Die Voraussetzung des erfüllten Advents ist der Verzicht auf die anmaßenden Gebärden und verführerischen Träume, mit denen und in denen sich der Mensch immer wieder etwas vormacht.“
Der adventliche Mensch sieht sich selbst und die Dinge in dieser Welt realistisch “als das, was sie sind: (als) unerlöstes Leben“. Gleichzeitig greift er aber über diese Welt – über sich selbst – hinaus: „Nur über sich selbst hinaus wird der Mensch er selbst.“
So ist adventliches Dasein ein jenseitiges Dasein, nicht als Weltflucht, sondern als Haltung. Menschengemäß zu leben, das bedeutet für Delp „gottoffen und gottbereit“ zu leben.
Die Begegnung mit Gott ist die Geburtsstunde der menschlichen Freiheit. Hier mündet alles menschliches Sehnen in wahre Freude. So ist Advent nicht nur menschliche Bedürftigkeit, sondern vor allem die Verheißung einer Antwort auf diese Bedürftigkeit. Der Mensch allein schafft es nicht. Der Trost von Advent ist, dass er es auch nicht allein zu schaffen braucht.
Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron