Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit.
Jesus Sirach 1,10 (Monatsspruch September 2022)
Zugegeben, in der aktuellen Phase der Teuerung eine etwas provokante Frage. Und für viele wohl auch eher unverschämt. Das war nicht immer so. In meiner Jugend wurde beim Fleischer/Metzger mit dieser Frage über das die eigentlich gewünschte Menge übersteigende Maß entschieden.
Und heutzutage? Das Gas wird zurückgedreht, die Preise steigen wie schon lange nicht mehr und so mancher Zeitgenosse kann sich den Alltag nicht mehr leisten – und noch mehr Zeitgenossinnen.
Alltag. Meint „das Notwendige“. Meint die Pflicht, die Last. Darüber hinaus zu denken, geht sich für viele nicht (mehr) aus.
Der Glaube will sich damit nicht abfinden. Er sucht geradewegs das „Mehr“. Auch wenn der christliche Glaube heutzutage von vielen als Pflicht, von manchen sogar als Last gesehen wird.
Dabei ist die Beziehung zu Gott alles andere als eine Pflicht, schon gar keine Pflichtübung. Was erwarten wir vom Leben, nicht nur in Krisenzeiten? Welche Dimensionen des Lebens kommen in unserem Leben zur Entfaltung? Ist es nur die Pflicht und ihre Erfüllung, die Last und ihr Alltag?
Wenn wir nur auf das schauen, was ist, was droht, was hereinbricht, fehlt uns etwas. Fehlt uns das Mehr. Ich denke, dass mit der Liebe zu Gott dieses Mehr in unser Leben kommt. Mit der Gottesbeziehung erschöpft sich unser Leben nicht im Alltag, sondern es eröffnet sich eine Weite und Schönheit, die fern von Pflichten und Lasten als Weisheit in und durch unser Leben scheinen kann. Und davon kann ich alltäglich mehr vertragen.
Wohl dem, der einzig schauet nach Jakobs Gott und Heil!
Paul Gerhardt, 1653 (EG 302,2)
Wer dem sich anvertrauet, der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen bleibt ewig unbetrübt.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron