Als sie ihn nun beharrlich so fragten, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.
Johannes 8,7
Nehmen wir uns doch zuerst an der eigenen Nase. So oder so ähnlich könnte Einsicht in das eigene Tun lauten, wenn wir das (Miss-)Verhalten anderer kritisieren. Da können sie noch so eine schöne Auflage bieten oder Projektionsfläche, der berechtigte(?) Einwand lautet immer: Mache zuerst selbst keine Fehler.
Heute gedenkt eine Geschmacksrichtung des Christentums der unbefleckten Empfängnis Marias. Dabei wird gefeiert, dass Maria bis zu ihrem Tod ohne Sünde geblieben ist und nicht erlösungsbedürftig wie der Rest der gefallenen Schöpfung. Das mag in andersgläubigen Ohren schrullig klingen – für die Katholik*innen ist es ein unbedingt zu glaubendes Dogma, ansonsten man sich selbst aus dem Heil nimmt. Da hört es für mich auf, nur schrullig zu sein.
Ja, wir haben auch „die Maria“, pflege ich auf unbeholfene Gesprächseröffnungen von „ökumenisch Interessierten“ mitunter zu sagen. Im Wissen, dass eigentlich etwas anderes gefragt wurde.
Was wäre, wenn Fehler zu machen und im Irrtum zu sein, schlichtweg zur conditio humana gehörten, wenn es zu unserer Grundbefindlichkeit als Menschen gehörte? Nicht um uns einen Strick daraus zu drehen, sondern um uns ernst zu nehmen, auch wir uns selbst. Ernst in unserem Bemühen, das Gute zu wollen und doch nur zu selten zu erreichen. Ernst in unserem Bemühen, Regeln und Gesetze nach bestem Wissen und Gewissen zu befolgen, oder eben nicht, wenn unser Gewissen etwas anderes sagt. Ernst aber auch, dieses Gewissen immer wieder neu zu prüfen, ob es noch richtig funktioniert. Ernst im Streben nach dem Reich Gottes, würde ich dazu sagen.
Da müssten wir uns auch nicht entschuldigen, wenn etwas schiefläuft, wenn wir etwas „verbockt“ haben, sondern könnten um Verzeihung bitten. Ohne Angst haben zu müssen, dass ein Stein nach uns geworfen würde – auch von Maria nicht. 😉
Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron