Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!
Johannes 13,27b (LUT)
Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Wir alle kennen Sinnsprüche wie diesen. Aber ist das wirklich immer gut? Gerade vor den Ferien heißt es viele Dinge zu Ende zu bringen. Ob das immer richtig ist und gute Folgen zeitigt, das steht auf einem anderen Blatt. Postenbesetzungen etwa. Wenn die Regierung noch schnell ein paar Spitzenpositionen besetzen will, bevor es zu spät ist. Was heißt „zu spät“? Die Posten gibt es nach der Wahl meistens immer noch, nur besetzt sie vielleicht ein anderer.
Die bibelfesten Leser:innen kennen vielleicht den Zusammenhang des Bibelwortes. Jesus sagt es zu Judas, nachdem er ihn als den Verräter geoutet hat. Und es irritiert. Sollte das Böse nicht verhindert werden? Sollte sich der Held nicht heldenmutig oder todesmutig entgegenstellen?
Tu, was unvermeidlich ist. Sich dem Schicksal ergeben, das hat einen fahlen Beigeschmack. Das Unausweichliche, das Fatum, es klingt meistens nach Ausrede. Die hätt-i-wär-i-Problematik lässt sich mit Fatum auch lösen. Vor allem, wenn Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen keine angenehme Option ist. Dort, wo ich handeln kann, soll ich in freier Verantwortung handeln, und mich nicht auf böse Mächte oder „das Schicksal“ ausreden. Und wie leicht ist es, mit dem Finger auf die anderen zu zeigen, die nichts tun, die schlechte Entscheidungen treffen, die die Umwelt zerstören, die „uns“ was wegnehmen. Oder mit den Achseln zu zucken, weil „man“ sowieso nichts machen kann.
Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.
Johannes 13,27b (LUT)
Dort sind die und hier sind wir. Schön, wenn wir das so gut abgrenzen können. Oder gilt nicht immer noch: Einer unter euch? Und gilt nicht immer noch, dass er mit allen Brot und Wein teilt, nicht nur mit denen, die es vielleicht gar nicht nötig hätten, den Achselzuckenden? Schön, dass diese Grenze längst überschritten wurde.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron
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