Lass deine Gabe vor dem Altar liegen, geh zuerst hin und söhne dich aus. Danach komm und bring Gott dein Opfer.
Matthäus 5,24 (GNB)
Alles in Liebe im Newsletter vom Jänner und nun lasse ich mir schon eine Woche Zeit im Februar, weil es mir nicht leicht fällt, der Aufforderung vom Vormonat konkrete Gestalt zu geben. Vom Putzen habe ich geschrieben. Ich gebe es zu, in Liebe putze ich noch immer nicht.
Was also tun? Ich habe von der Grundhaltung „Liebe“ gesprochen. Aber wie es mit so grundsätzlichen Dingen eben so ist, stellt sich die Frage, wie wir diese „auf den Boden“ bekommen, Realität werden lassen.
Und beim Nachdenken darüber bin ich auf das Wort Jesu in der Bergpredigt gestoßen. Zuerst Versöhnung üben, sagt er. Bevor ich mich um was auch immer kümmere, ob religiös oder nicht, soll ich mich versöhnen.
Aber geht es nicht darum, erst gar keine Situationen entstehen zu lassen, dass Versöhnung überhaupt erst notwendig wird? „In Liebe“, heißt das nicht, dass ich meiner Umgebung erst gar kein Unrecht zufüge, sondern im Reinen mit mir und meinen Mitmenschen lebe?
Der Auftrag von Jesus erkennt die Realität an: Wir schaffen es nicht, schuldlos zu leben. Wir sind schlichtweg nicht in der Lage, umfassend gerecht zu sein. Und da will ich noch gar nicht davon reden, wie wir mit unserem Planeten umgehen, wie wir als Gesellschaft die Güter und Ressourcen immer ungerechter verteilen. Ich meine das, was im „Kleinen“ geschieht und das eigentlich Schwierige ist, weil es in meinem Einflussbereich liegt. Und ich merke, wie sehr selbst gut Gemeintes mitunter nicht Gutes zur Folge hat. Und es bleibt manches auf der Strecke, bleibt liegen, steht zwischen mir und anderen und hinterlässt unangenehme Spuren.
Wir können nicht leben, ohne Spuren zu hinterlassen. Daher dürfen wir den Auftrag Jesu als Angebot verstehen: Es ist möglich, dass du dich mit deiner Nächsten / deinem Nächsten aussöhnst. Und dass Versöhnung so wichtig ist, dass wir selbst Dinge, die uns heilig sind, einmal hintanstehen lassen sollen. Damit bin ich meiner Lebenswirklichkeit nun doch ein wenig näher gekommen. Ein erster Schritt…
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron
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