#20: Es war einmal die Menschwerdung

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Johannes 1,14 (LUT)

Seit jeher fragen sich Menschen, ob „das mit Weihnachten“ wirklich passiert ist. Damals, im Jahr ? in Bethlehem. Die Geschichte, wie sie die Evangelisten Matthäus und Lukas erzählen, klingt in manchen Zügen wie ein Märchen und nicht wie eine historische Tatsache.

Ich frage mich, ob für die Botschaft von Weihnachten die historische Tatsache der Geburt von Jesus wirklich das Wichtigste ist. Wenn diese Geburt im Stall nur ein historischer Moment gewesen wäre, dann wäre doch auch Weihnachten schon längst vorbei.

Ich will die historische Tatsache nicht in Frage stellen, möchte ihr aber einen anderen Stellenwert geben. Für mich bleibt die Geburt von Jesus Christus, die Menschwerdung Gottes, der innere Kern von Weihnachten.

Provokante Zwischenfrage: Haben wir diesen Kern nicht toll verpackt, wie all die anderen Geschenke?

Gott wurde Mensch! In seiner Menschwerdung wird deutlich, welche Würde und Größe er dem Menschen verliehen hat, wenn wir es entdecken können und wollen:

  1. Als Kind war er schutzlos, verletzbar und auf die Hilfe seiner Eltern angewiesen: Wenn ich mein Mensch-Sein bewahren oder auch entfalten will, kann ich mit Sensibilität und Einfühlsamkeit immer verletzbar bleiben.
  2. Jesus wurde nicht im Zentrum, sondern am Rande des Weltgeschehens geboren: Ich kann Bescheidenheit nicht als eine Pflicht, sondern als eine große Befreiung vom Zwang mich behaupten und gut darstellen zu müssen erleben. Ich muss mich nicht fragen, was „die Leute“ denken.
  3. Jesus ist in armen Verhältnissen zur Welt gekommen: Ein Mensch zu werden ist nicht von günstigen Startbedingungen und Vorteilen abhängig. Ich muss mich nicht auf ungünstige Rahmenbedingungen ausreden.

Letztlich bleibt es uns selbst überlassen, wie wir erkennen, was wir zu Weihnachten feiern. Ich darf Sie ermutigen: „Mach´s wie Gott, werde Mensch!“

Wo und wie auch immer Sie sich auf dem Weg der Menschwerdung befinden, ich wünsche Ihnen ein schönes und gesegnetes Fest!

Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron

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