Mit dir, meinem Gott, überspringe ich Mauern
2. Samuel 22,30b (GNB)
Kinder, wie die Zeit vergeht. Sie werden so schnell groß, die Kleinen. Heute vor vier Jahren hat unser Bundespräsident (immer noch: Alexander van der Bellen) eine österreichische Regierung angelobt. Der damals jüngste Regierungschef Europas: Sebastian Kurz. Seitdem ist viel passiert. Und manches aufgedeckt worden – oder auch nicht. Wer früher nach Italien geschaut hat und nicht wusste, wer gerade Regierungschef war, der konnte sich bald über italienische Verhältnisse in Österreich freuen. Sogar Vergleiche mit einem einstigen sizilianischen Geheimbund wurden gezogen. Und heuer im Herbst ist es dann recht schnell gegangen. Eine kurze Ära ist zu Ende gegangen.
Zwei Jahre ist es her, dass unser „Kleiner“ auf die Welt kam. Seit er drei Monate alt ist, hat er Menschen fast immer mit Masken gesehen, kennt Lock-Downs als etwas Selbstverständliches. Freiheiten, wie sie viele von uns als selbstverständlich erachteten, werden ihm vermutlich länger fremd bleiben. Wann wird diese Pandemie zu Ende gehen? Ich nehme trotz aller Eskalation derzeit eine gestiegene Aufmerksamkeit wahr. Politische Vorgänge haben in diesem Land wieder breite Aufmerksamkeit. Das soll nicht zynisch klingen. Es geht uns wieder mehr an, was da passiert – ganz gleich, auf welcher „Seite“ man steht oder ob überhaupt auf einer.
Grundlegende Veränderungen, Erschütterungen, Krisen – sie erfordern, dass wir unsere Sinne schärfen. Wenn wir Möglichkeiten verlieren, dann versuchen wir neue zu eröffnen. Das hat Gott/die Natur in uns angelegt. Wenn ich mich etwas zurücknehme und genau hinhöre, dann höre ich derzeit in all dem Geschrei vor allem eines: „Es ist mir nicht egal!“, „Es geht mich etwas an!“, „Nehmt mich in meinen Empfindungen wahr!“ Das klingt für mich auch nach einem Gesprächs- und vor allem nach einem Beziehungsangebot. Das werden wir doch wohl noch zusammenbringen, oder?
Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron