»Und ihr – für wen haltet ihr mich?«
Matthäus 16,15 (HFA)
„Ein knappes Fünftel der Wahlberechtigten meint, für österreichische Verhältnisse als ‚nicht normal‘ zu gelten“, so schreibt eine österreichische Tageszeitung Mitte August 2023. Die Umfrage ergab, dass 69% der Befragten sich der „normal denkenden Mitte“ zugehörig fühlen, die eine politische Partei besonders umwerben will bzw. es vorgibt zu tun.
Umfragen. Dieselbe Partei hat intensiv von ihnen Gebrauch gemacht. Ob sie damit alles richtig gemacht hat – daran scheiden sich die Geister.
Fest steht, wer auch immer Umfragen in Auftrag gibt, er oder sie möchte etwas in Erfahrung bringen. Jede/r hat eine Meinung, die abgefragt werden kann, auch im unmittelbaren Umfeld: „Wie ist er denn so, der Neue in der Abteilung?“ oder das vorsichtige Ausfragen der Tochter über den neuen Freund.
„Ganz nett“. Immerhin. Gut beim Kollegen, etwas dürftig beim Freund der Tochter. Meistens braucht es aber mehr, um sich eine Meinung bilden zu können. Zeit vor allem. Eine vorschnelle Meinung hindert mich meistens, einem Menschen wirklich zu begegnen. Aber wir alle haben Meinungen und reden darüber. Schüler*innen reden über Lehrer*innen, Arbeitskolleg*innen über ihre/n Chef/in. Und umgekehrt.
Und das Volk Israel redet zur Zeit Jesus über Jesus. Und auch dabei gibt es verschiedene Antworten: »Einige meinen, du seist Johannes der Täufer. Manche dagegen halten dich für Elia und manche für Jeremia oder einen anderen Propheten von früher.« (Mt. 16, 14)
Damit gibt sich Jesus aber nicht zufrieden. Gebe ich mich auch nicht damit zufrieden? Ich persönlich brauche Zeit, um mir ein Bild über einen Menschen zu machen. Wie viel mehr Zeit brauche ich, um mir ein Bild über Jesus zu machen. Und dabei weiß ich eines: Mein Bild ist längst nicht fertig!
Petrus hat seine Meinung klar formuliert: »Du bist der Christus, der von Gott gesandte Retter! Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.« (Mt.16,16)
Seine Antwort ist von der Meinung eines Einzelnen zum Bekenntnis einiger und letztlich der ganzen Kirche geworden. Würde sich Jesus damit zufrieden geben oder würde er mich heute nicht auch noch einmal ganz direkt fragen:
„Aber kannst du mir auch sagen, wer ich für dich ganz persönlich bin?“
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron
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