Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.
Römer 15,7
Heute in vierzehn Tagen stehen wir am Ende dieses Jahres und wechseln in ein neues Jahr. Viele von uns tragen (gute) Vorsätze vor sich her. Der Jahreswechsel ist dabei so etwas wie eine Markierung, eine Startlinie. Selbst dann, wenn viele dieser Vorsätze schon in der ersten Woche des neuen Jahres – sagen wir: „revidiert“ werden. Einmal im Jahr glauben wir, unser Leben gründlich ändern zu können. Dieser Glaube verpufft dann fast gleichzeitig mit den Feuerwerksraketen, nur nicht so spektakulär. „The same procedure as every year“ lautet die Devise bei Miss Sophie in „Dinner for One“. Das kenne ich nur zu gut: Der Wunsch, dass alles beim Alten bleibt. Bewährt und sicher. Nur wenige Dinge möchte ich verändert wissen.
Wir bekommen das gut hin – jedes Jahr: Den Wunsch nach gründlicher Veränderung im Sinne unserer Neujahrsvorsätze und dieses grundlegende Bedürfnis nach Beständigkeit. Das heutige Türchen ist ein Aufruf nach gründlicher Veränderung. Auch wenn wir uns nicht einfach so dir nichts, mir nichts ändern können, so dürfen wir uns dennoch diesem verändernden Ruf anvertrauen. Wie soll ich andere annehmen können, wenn ich mich selbst nicht angenommen weiß? Wie soll ich Fremdes annehmen und vor allem Fremde aufnehmen können, wenn ich mich nirgendwo beheimatet weiß? Wie kann ich Gewissheit haben, wenn um mich so viel Unsicherheit ist. Wie kann ich verständnisvoll sein, wenn so viel Hass das Wort führt in diesen Zeiten. Natürlich es sinnlos, gegen die dumpfen Parolen der Verführer mit Argumenten antreten zu wollen, aber die Ängste der Menschen sind da, auch wenn sie sich aus Quellen speisen, die leicht zu entkräften wären.
Setzen wir der Angst im Neuen Jahr etwas entgegen: Der Mut, der aus der Wertschätzung allen Lebens gespeist wird, kann wirksam sein gegen die Angst. „Nehmt an, nicht hin!“ will ich es deutlicher formulieren.
Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron