16. Türchen: Qualifiziert

Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete..

Jeremia 1, 6-7

Ausreden gibt es genug und manche sind sogar richtig gut. Da ist es dem Noch-Nicht-Propheten Jeremia nicht anders gegangen. Aber Gott lässt die Ausreden nicht gelten, schließlich kennt er Jeremia – eine/n jede/n von uns – länger als irgendjemand sonst. Und damit auch seine und unsere Unzulänglichkeiten, die Basis für jedwede Ausrede sein könnten. Gott interessieren diese Ausreden nicht. Er hat einen Auftrag für jede/n, auch wenn man sich nicht qualifiziert fühlt.

Da können wir von den „Großen“ der Bibel lernen: Jakob war ein Betrüger, Petrus war impulsiv, David hatte eine Affäre, Noah war betrunken, Miriam war eine Tratschtante, Martha machte sich zu viele Sorgen, Gideon war unsicher, Thomas war ein Zweifler, Sarah war ungeduldig, Elia war depressiv, Mose stotterte, Zachäus war klein, Abraham war alt und Lazarus war tot, usw. Gott beruft nicht die Qualifizierten, sondern er qualifiziert die Berufenen. Er qualifiziert uns mit seiner Gegenwart, mit seiner Kraft. Die „Großen“ der Bibel waren alles andere als perfekt, aber sie waren immer wieder neu zur Umkehr fähig. Umkehr. Das ist das Ziel der Predigt des Jeremia.

„Wir können ja ohnehin nichts machen“ – das lässt Gott nicht gelten. Wir können uns nicht ausreden auf zu wenig Einfluss und auf was sonst noch. Aber wie kommen wir dahin, was zu ändern? Ich möchte niemandem vorschreiben, was er/sie zu tun hat. Es muss jede und jeder selbst entdecken, wozu man berufen ist und wohin man gesandt ist. Und das ist gar nicht so einfach. Siehe Jeremia. Doch aus der Berufungsgeschichte des Jeremia dürfen wir eines mitnehmen: Das Wörtchen „ach“. Das reicht für den Anfang. Denn „ach“ war das allererste Wort des Jeremia, als Gott zu ihm gesprochen hat. Es ist ein Wort, das wir Gott gegenüber immer wieder sagen dürfen.

„Ach!“. Ein Wort der Klage, der Sorge, des Schmerzes, des Staunens. Ein Hilferuf, ein Seufzen, ein Flehen, ein Hauchen, eine fast sprachlose Bitte um Beistand.

„Ach!“ Ein vorsichtiges Zustimmen, ein zupackendes Hoffen und am Ende: Ein erleichtertes Danken: „Ach! Es ist geschafft!“ Mit einem kleinen Wort kann ein großes Werk beginnen. Das wünsche ich mir für mich, für uns, für unsere Gemeinde.


Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron