Und der HERR sprach zu dem Fisch, und der spie Jona aus ans Land.
Jona 2,11 (LUT)
Wie bin ich hierhergekommen? Zugegeben, in der Urlaubszeit eine eher ungewöhnliche Frage, selbst in Zeiten von Flugscham und CO2-Fußabdruck und so. Wie denn nun? Mit dem Auto, oder dem Flugzeug, vielleicht sogar mit der Bahn oder mit dem Fahrrad. Eher nicht mit dem Schiff.
Er ist aber mit dem Schiff hierhergekommen. Hauptsache weg. Ohne viele Fragen, keine Zeit zum Nachdenken. Es scheint, dass er mehr einem Impuls gefolgt ist, als dass er berechnend gehandelt hätte. Angst, ja, die hatte er sicher. Und die lässt uns bekanntlich nicht immer die klügsten Entscheidungen treffen. Einfach raus. Wie vor Jahren die Österreich Werbung den Tourismus in unseren Landen schmackhaft machen wollte. Moment, das war die Bahn mit ihrem Ticket für mehr als eine Person. Alltag raus, das war die Österreich Werbung. Er wollte weiter weg, Spanien vermutlich, Tarsis. Last Minute, würden Touristiker sagen. Platz war noch auf einem Schiff.
Weg, raus, ab durch die Mitte. Wohin wollen wir? Müssen wir uns nicht auch zu oft die Frage stellen, wie wir hierhergekommen sind? Schauen wir auf den Zustand der Welt: Ökologisch. Wie kommen wir da wieder raus, wie kriegen wir das mit der Erderwärmung wieder auf die Reihe? Gesellschaftlich: Wie kommen wir wieder zusammen, wie schaffen wir Verbindendes über Trennendes zu stellen? Wie wehren wir uns dagegen, uns gegeneinander ausspielen zu lassen? Alte gegen Junge, Inländer gegen Ausländer, Männer gegen Frauen, Arme gegen noch Ärmere?
Unser Spanienreisender hat die Gelegenheit bekommen, über die Frage, wie er hierhergekommen ist, nachzudenken. Ungefragt und wohl auch unfreiwillig, aber er hat die Gelegenheit genutzt. Vor allem ist er bei sich angekommen und durfte sich existenzielle Fragen stellen. Fragen, die ihn im Innersten angehen, die ihn aufwühlen und letztlich auch verändern. Einen Urlaub will ich diese Auszeit en miniature nicht nennen, eher einen Ausflug. Sein Abtauchen hat ihn auch in seine eigenen Abgründe geführt. Und er hat sich führen lassen.
Wie ich hierhergekommen bin? Also zu diesen Gedanken? Die Minikirche zum Sommeranfang machte den Anfang, verbunden mit der Einsicht, schon lange nichts mehr „über Jona gemacht“ zu haben. Und dann habe ich mir die Frage gestellt, warum die Geschichte von Jona eine nur für Kinder sein soll.
Wo auch immer Sie diese Gedanken erhalten, ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Sommer und freue mich darauf, mit September wieder durchzustarten. Dazwischen tauche ich natürlich auch ab und zu auf.
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron
Bildquellen:
- Papierschiff: Loyloy Thal auf Pixabay