Los, den bringen wir um, und dann gehört der Weinberg uns.
Markus 12, 7b (HFA)
Eine ganz alltägliche Geschichte, die Jesus seinen Zuhörer*innen wieder einmal erzählt, das Gleichnis vom Weinbergbesitzern und den (bösen) Pächtern. Alltäglich, weil durchsetzt von menschlichen Empfindungen: Habsucht, Mobbing, Konkurrenz, Missgunst, Neid, Täuschung und schließlich Totschlag.
Alltäglich, aber eben auch ziemlich brutal und grenzwertig. So sind nun einmal die Menschen: Sie hinterziehen die Steuer, sie lassen sich bestechen, sie nehmen jeden Vorteil wahr, sie sind nicht selten Erbschleicher, wenn es etwas zu holen gibt.
„So sind wir nicht“, hat es unser Bundespräsident ausgedrückt. Doch Jesus spricht auch damals nicht mit Kriminellen, sondern mit ordentlichen und gutwilligen Menschen. Und wir schlagen doch niemanden tot dafür und denken nicht einmal daran. Oder etwa doch? Würden wir nicht am liebsten alle mundtot machen, die wir nicht hören wollen.
Die Begegnung mit Jesus ist immer auch eine Begegnung mit sich selbst. Wenn wir selbst betroffen sind, dann wollen wir eine solche Geschichte nicht mehr hören. Dann soll der Erzähler lieber schweigen. Dann muss er notfalls zum Schweigen gebracht werden.
Und so will ich den erschreckenden Gedanken vor den Schluss stellen: Musste Jesus sterben, weil er auf Menschen wie mich und dich traf?
Der kommende Sonntag Reminiscere („gedenke“) hat seinen Namen vom tröstlichen Psalmwort, dass jetzt Schlusswort sein soll:
Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.
Psalm 25,6
Herzlichst,
Ihr Pfr. Rudolf Waron
P.S.: Ich hoffe, bis zum nächsten Newsletter die Webseite der Pfarrgemeinde Salzburg Matthäuskirche fit für den Newsletter machen zu können, wohin ich dann übersiedeln werde. Wundern Sie sich also nicht, wenn der Absender dann newsletter@matthaeuskirche.at oder so ähnlich lauten wird.