11. Türchen: Familienzeit

Gott schenkt vereinsamten Menschen ein Zuhause, Gefangene führt er in Freiheit und Wohlergehen.

Psalm 68,7a (NGÜ)

Endlich! Ab Montag darf der Advent endlich beginnen. Die Adventmärkte dürfen öffnen und wir dürfen uns endlich einstimmen auf Weihnachten. Adventmärkte, die sind doch lustiger, geselliger, offener, abenteuerlicher als die ganze Familienseligkeit im Lockdown.

Und doch sind sie nur ein Vorspiel. Element eines Spannungsbogens, der zu normalen Zeiten langsam noch lange vor dem 1. Advent aufsteigt, sich steigert bis über den 4. Advent hinaus und schließlich am Heiligen Abend kulminiert, um sich noch einmal zu Silvester zu erheben und schließlich schnell abzufallen.

Weihnachten hat seine eigene Zeit. Die Aura der Ruhe schafft es sich durch die Unruhe, mit der es sich umgibt und die es noch steigert – bis es alles zur Ruhe zwingt: Politik, Wirtschaft, Vergnügen.

Am Abend des 24. Dezember findet eine ganze Gesellschaft ihren absoluten Ruhepunkt. Und an diesem Punkt befindet sich die Familie. Einen Augenblick lang besteht Gesellschaft nur noch aus einem: Familie.

Die Familie: Das sind Millionen unverbundene Kleingruppen, die sich zurückziehen ins eigene Weihnachtszimmer. Aber sie tun es zusammen, zur gleichen Zeit, nach gleichem Brauch, nach gleichen Regeln, in gleicher Stimmung, mit gleichen Hoffnungen und Enttäuschungen. Zur gleichen Zeit legen sie die Arbeit nieder, räumen sie die Straßen und Lokale.

Da müssen auch die zurück nach Hause, die nicht nach Hause wollen. Dort wartet die Familie. Oder der Schmerz, keine Familie zu haben.


Herzlichst
Ihr/Dein Pfr. Rudolf Waron